Book on Demand
Verfasst von Peter J. Dobrovka
Datum: 03.August 2004
 
Bücher produzieren ist teuer, ihre Vermarktung risikoreich. Wer sich davor fürchtet, ein Buch zu produzieren, ohne im Voraus zu wissen, ob und wieviel er davon auch verkaufen wird, wird recht schnell auf das vielbeworbene Book on Demand treffen.

Book on Demand, kurz BoD genannt, ist, wenn man so will zunächst mal eine Druckerei. Jeder kann zu ihr hingehen und ein Buch drucken lassen. Das Spezielle jedoch ist: Es gibt keine Mindestauflage. Für ein paar hundert Euro wird das Buch zunächst einmal lediglich als Vorlage in einem Computer gespeichert. Gedruckt wird es nur dann, wenn ein Käufer im Buchhandel eins bestellt hat.

Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Der Verlag bzw. Autor des Buches versenkt kein Geld in einen Berg von Büchern, die dann in seinem Keller verschimmeln. Es werden exakt so viele Bücher hergestellt, wie auch tatsächlich verkauft werden. Nicht mehr und nicht weniger.

Als zusätzlicher Service bekommt das Buch eine ISBN und wird bei Libri bzw. Amazon.de gelistet. Von dort löst eine Bestellung dann den Produktionsvorgang und Ausliefervorgang aus. Der Verlag braucht nichts weiter zu tun als das Buch zu bewerben. Er muss es nicht lagern, er muss es nicht verschicken.

Das klingt zunächst mal alles wunderbar, doch die Nachteile der Methode sollen hier nicht verschwiegen werden:

Da das Buch ja erst gedruckt wird, wenn es jemand gekauft hat, wird es nie im Buchladen stehen und vorbeigehende Leute zum Durchblättern anlocken.

Die Lieferzeit von der Bestellung zur Lieferung beträgt schlimmstenfalls 14 Tage.

Die Bücher sind relativ teuer, und den Mindestpreis kann auch der Verlag nicht ändern. Für Taschenbücher, insbesondere Romane, die bekanntermassen nicht viel kosten dürfen, ist das der Todesstoß. Würden Sie für einen 300 Seiten-Taschenbuch-Roman 15,17 € ausgeben? Bei BoD ist dies der Mindestpreis, und ein theoretischer noch dazu, denn wenn der Verlag auch etwas verdienen will, dann muß der Preis weiter hoch. Wobei von jedem Euro, der dazukommt, ca. 50 Cent an BoD gehen. Wenn der Verlag also an diesem Beispielroman einen armseligen Euro verdienen wollte, läge der Preis schon bei 17.12 €.

Da es ein reiner Druck- und Vertriebsservice ist, gibt es kein Lektorat und auch sonst keinen, der dem Autor sagt: "Diese Scheisse veröffentlichen wir nicht." Als direkte Folge gibt es bei BoD eine Inflation grausam schlechter Bücher, die allenfalls fürs Kaminfeuer taugen. Als indirekte Folge werden die wenigen wirklich guten Bücher vom Endkunden auch nicht mehr wahrgenommen.

Alles in allem: BoD-Bücher sind extrem schwer verkäuflich. Oder besser gesagt: Schon ein normales Buch ist extrem schwer verkäuflich. BoD-Bücher sind so gut wie unverkäuflich.

Selbst- und Kleinverleger, die auf BoD setzen, gibt es dennoch sehr viele. Sogar ein Buch von Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ist als BoD zu haben.

Was ich hier schreibe, gilt allerdings nur für Belletristik. Wer ein Sachbuch oder Fachbuch anzubieten hat, für den kann BoD durchaus sinnvoll sein, denn hier ist es nicht ungewöhnlich, daß ein 300-Seiten-Buch über 20 Euro kostet, eventuell sogar das Doppelte.
 
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