Rotjäckchen und der perverse Wolf
Von Markus Kastenholz

lieferbar
Taschenbuch (std), 196 Seiten
ISBN 3-937419-22-5

9.95 €

 
Beschreibung/Inhalt
Sechs Geschichten, von denen die titelgebende den größten Raum einnimmt. Aber handelt es sich dabei nun um Fantasy, Horror, eine blutig-eklige Märchenparodie oder vielleicht irgendwie alles zusammen …? Wir können es auch nicht sagen, und das gilt für die meisten der anderen Geschichten ebenfalls. Aufgrund der düsteren Stimmungslage und der vielen Hektoliter Kunstblut, die eine Verfilmung erfordern würde, haben wir diese Sammlung letztlich unter Horror eingeordnet, wohlwissend, dass sie eigentlich in keine Schublade passt. Außer in die eine große Hauptschublade unseres Verlags: Bloß nicht langweilen!
 
Leseprobe(n)
Ihr Gemahl, der Schnitzer Richard, war vor nunmehr fast zehn Jahren nicht mehr aus dem Schwarzholtz zurückgekehrt. Auf der Suche nach geeigneten Arbeitsmaterialien musste er sich immer tiefer ins Dickicht gewagt haben – bis er sich darin verirrt hatte. So gut er sich dort auch ausgekannt hatte, das Labyrinth der Finsternis mit seinen titanenhaft erhobenen Bäumen, den raschelnden Sträuchern und den allgegenwärtigen Schatten hatte ihn wohl verschlungen und nicht mehr freigegeben.
Jedenfalls nicht am Stück.
Erst als er nach drei Tagen nicht zurückgekehrt war, hatte man einen Suchtrupp nach ihm ausgeschickt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er noch am Leben war, war gar nicht mal so gering. Im Wald gab es alles: Quellen, Nahrung … Man hatte ihn trotzdem nicht gefunden.
Nur sein Gesicht.
Jemand – oder vielmehr ETWAS – schien ihm die Haut vom Kopf gerissen zu haben, um sie an einem Ast aufzuspießen. Wie eine Trophäe, die man zur Schau stellte und sich damit brüstete. Oder um jemanden einzuschüchtern.
Sirrendes, ekelhaftes Fliegengeschmeiß hatte seine Brut darauf abgelegt. Teilweise hatte sie sich bereits durch die Haut gefressen, sich an dem toten Fleisch und dem getrockneten Blut gütlich getan.
Die sommerliche Hitze hatte diesen Prozess zusätzlich beschleunigt: Ein Stück Mensch, das vorwiegend aus zappelnden Maden bestand.
Dass man Richard erkannte, lag vorwiegend an seinem roten Bart.
Weder war er der Erste gewesen, noch der Letzte, der im Schwarzholtz ein grausames, vorzeitiges Ende fand.