Im Jahr 2005 waren etwa die Hälfte der Post, die wir bekamen, Anfragen
hoffnungsvoller Autoren oder - seltener - ihrer Agenten. Inzwischen (2014)
bekommen wir Papierpost so gut wie gar keine mehr, außer vom Finanzamt. Es
geht alles über E-Mail. Die Anfragen hoffnungsvoller Autoren gibt es immer
noch, sie sind aber seltener geworden. Das kann und wird mehrere Gründe
haben.
- Der Eldur-Verlag lag ein paar Jahre im Winterschlaf, man hat uns aus den
Augen verloren.
- Inzwischen ist die Zahl
der Kleinverlage für Phantastik angestiegen, und die Zahl der Ausschreibungen
ist riesengroß geworden.
- Der Hype um das Selfpublishing ist groß geworden, und viele Autoren haben
beschlossen, sich den erniedrigenden Gang zum Verlag mit Wartezeit und
Absage zu ersparen und bringen ihr Werk gleich im Selbstverlag heraus.
Wie sich die Zeiten doch ändern. Früher war es ein Fauxpas, sich selbst zu
verlegen, heute ist es ganz selbstverständlich.
Was einigermaßen gleich geblieben ist, ist die Qualität der eingesandten
Manuskripte. Die wenigsten sind wirklich grottenschlecht; fast alles, was bei
uns so eintrudelt, ist auf einem sprachlich akzeptablen Niveau und durchaus
einen zweiten Blick wert - aber es ist auch zugleich fast nichts so
herausragend, dass wir ein unternehmerisches Risiko damit
eingehen wollten.
Interessanterweise sind darunter nicht wenige Autoren, die schon einmal in
anderen Verlagen veröffentlicht worden sind. Ebenfalls interessant, dass
die Qualität ihrer Texte oft nicht viel höher liegt als die der Neulinge.
Ebenfalls keine besondere Bedeutung scheint der Lebenslauf zu haben. Ob
Ingenieur, Sekretärin, Studierter oder Schulversager, ich finde bisweilen noch
nicht einmal in der Orthographie wesentliche Anhaltspunkte.
Das sind natürlich alles nur statistische Mittelwerte.
Wie auch immer: Eine Absage von uns ist kein Weltuntergang. Es ist schon
vorgekommen, daß wir ein Manuskript abgelehnt haben und der Roman dann kurz
darauf bei einem anderen Verlag erschienen ist. Keine Sorge, wir ärgern uns
darüber nicht. Die Welt ist groß genug für alle. |