Trash des Monats (Juni 2005)

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Und nun viel Spaß mit der Geschichte:

Die Todes-Tentakeln aus dem Monsterbuch

Nun, es war vor Fünfzig Jahren, genauer am 15. Juni 1947. Der Krieg war gerade zuende. Mein Vater sollte noch in einem Kriegsgefangenenlager irgendwo in Deutschland sein und wir hatten kaum Geld. Der neueste Laden in unserer Gegend war eine Buchhandlung und meine Mutter schickte mich an eben jenem Tag dorthin um nach Arbeit zu fragen. Sie selbst arbeitete damals von Morgens um fünf bis Abends um neun in einer Fabrik, so das ich praktisch immer alleine war. Nun war ich damals Fünfzehn, so das es nicht allzu schlimm war. Ausserdem hatte ich viele Freunde in derselben Situation. Ich ging also arbeiten. An meinem ersten Arbeitstag sollte ich die Bücher im Lager sortieren. Ich fand einen Karton mit ziemlich alten Exemplaren. Eine Lieferung aus Europa, irgendwo in Italien. Ich öffnete den Karton, und da guckte es mir entgegen. Ich war damals genau wie du. Alles Außergewöhnliche begeisterte mich. Ich kannte dieses Buch. Ich wollte es unbedingt lesen. Also legte ich es zur Seite. Ich hätte es nicht stehlen dürfen, denn wäre ich erwischt worden, hätte ich den Job verloren, und der war damals besonders wichtig für uns. Also fragte ich am Ende des Tages den Besitzer, ob ich mir das Buch einmal leihen dürfte. Ich durfte. Er war ein netter alter Mann aus Polen. Er war vor den Nazis geflohen nachdem diese seine Familie getötet hatten und ihn in ein Arbeitslager stecken wollten. Ich nahm das Buch also mit nach Hause. Dort begann ich, darin zu lesen. Ich konnte nichts entziffern. Es war aus alten Schriftzeichen, die mehr aussahen wie das erste Bild eines Dreijährigen. Nur die Abbildungen sagten mir etwas. Dort sah ich den Teufel, wie er Frauen vergewaltigte, ihnen die Köpfe abriß. Ich sah noch viele andere grausige Wesen, die sich noch grausigeren Schandtaten widmeteten. Doch da war eine Seite, die mit unseren Schriftzeichen beschrieben war. Aber in einer fremden Sprache. Am nächsten Tag fing es an. Zuerst starb Harry, mein bester Freund. Er wurde von einem herabfallenden Ziegelstein erschlagen. Am nächsten Tag starb seine ganze Familie beim Gedenkgottesdienst. Das Kirchendach stürzte ein. Es starben noch knapp sechzig andere aus der Gemeinde. Nur einer überlebte, und der berichtete von einem Schatten, der durch die Kirche geflogen sei und die Stützbalken zerfetzt hätte. Dieser Mann wurde zwei Stunden später völlig zerstümmelt in seinem Krankenhauszimmer aufgefunden. In dieser Nacht schlief Freddy, mein zweitbester Freund, bei mir. Wir unterhielten uns über alles und jeden. Ich zeigte ihm das Buch und erzählte ihm alles was ich darüber wußte. Um drei Uhr nachts wachte ich auf. Ich hatte ein merkwürdiges Geräusch gehört. Es war dunkel, also versuchte ich, das Licht anzuschalten, doch es ging nicht. Die Birne war zerschlagen worden. Auch Freddy war weg. Die Geräusche kamen aus dem Zimmer meiner Mutter. Ich ging hin und versuchte die Tür zu öffnen, aber irgendetwas stemmte sich dagegen. Das Zimmer lag im Erdgeschoß, also ging ich nach draußen um durchs Fenster zu gucken, aber auch das ging nicht. Etwas verklebte von innen die Scheibe. Es kamen martialische Schreie aus dem Raum, also nahm ich einen Stein und warf das Glas ein. Ich sah trotzdem noch nichts, weil es in dem Raum stockdunkel war, aber der Geruch von frischem Blut stieg mir in die Nase. Jetzt waren die Schreie noch deutlicher zu hören. Es war meine Mutter. Ich stieg durch das Fenster. Irgendetwas bewegte sich in dem Raum, streifte mich, gab ekelige Geräusche von sich. Ich schaltete das Licht ein.
Und bereute es sofort wieder. meine Mutter hing an der Decke. Sie war mit der durchgebrochenen Gardinenstange an die verdammte Zimmerdecke genagelt worden. Ich erkannte auch was am Fenster klebte. es war Blut. Es war Freddys Blut. Er kniete unter meiner Mutter und trank das Blut das von ihr heruntertropfte. Sie waren beide völlig zerfetzt. Ausser dem Loch in der Magengrube meiner Mutter, welches die Gardinenstange verursacht hatte, waren ihnen beiden die Kehlen zerrissen worden. Aber das grausamste war das Buch. Es lag auf dem Bett in der Ecke. Aus seiner Mitte waren riesige Tentakel gewachsen, die weitere Wunden in die Körper der beiden rissen. Die Zimmertür war mit dem Schrank und dem Tisch verbarrikadiert worden. Plötzlich sah Freddy von seinem teuflischen Mahl auf. Sein Blick traf mich wie ein Blitz. Er stürmte auf mich los, wurde jedoch von den Tentakeln des Buches zurückgehalten und in zwei Teile gerissen. Ich wurde praktisch in seinem Blut gebadet, welches sowieso schon aus der dicken Wunde an seinem Hals geschoßen war. Wie ich schon sagte, war davon ja auch die Fensterscheibe verklebt gewesen. Das Buch fuhr fort meine Mutter zu zerstümeln und ich nutzte die Gelegenheit aus dem Fenster zu springen. Ich versteckte mich bis zum nächsten Morgen, dann kehrte ich zurück, wusch mich und zog neue Klamotten an. Ich brachte das Buch zurück in den Laden. Meine blutverschmierte Kleidung hatte ich im nahen Wald verbrannt bevor ich die Polizei rief. Ich kam in Untersuchungshaft, musste jedoch wieder freigelassen werden. Die dachten doch wirklich ich hätte meine Mutter umgebracht. Als ich nach Hause kam, war das Zimmer meiner Mutter gesäubert worden und dieses verdammte Buch lag auf meinem Bett. Von Jim, Freddys Vater, erfuhr ich, daß der Buchladen von irgendeinem Wesen zerstört und der Ladenbesitzer getötet worden war.

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© 1992 James Darkwater
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