Interview mit Markus K. Korb (Autor und Herausgeber)
Verfasst von Virtuelles Interview
Datum: 31. Dezember 2004
 

Herr Korb, Sie haben in letzter Zeit vor allem durch Ihre Edgar-Allan-Poe-Bücher im Blitz-Verlag auf sich aufmerksam gemacht. Erzählen Sie uns kurz etwas darüber. Worum genau handelt es sich dabei und was war Ihre Aufgabe?

Dabei handelt es sich um eine Buchreihe, welche Edgar Allan Poe zum Paten hat und dementsprechend Werke veröffentlicht, welche seinem literarischen Geiste verpflichtet sind. Es sollen keine epigonalen Texte gebracht werden, sondern kreative, eigenständige Werke.

Meine Aufgabe ist es, die Texte für die Poe-Reihe auszusuchen. Weiterhin kümmere ich mich um die Cover, die Innenillustrationen, die Nachwort-Texte, um mal die wichtigsten Bereiche zu nennen.

Wie würden Sie Ihren eigenen Schreibstil beschreiben? Orientieren Sie sich generell an Poe oder tun Sie das nur nur innerhalb der Poe-Reihe?

Obwohl Poe mein literarischer Gott ist, orientiere ich mich insofern an ihm, dass meine Schreibe in dem Genre "Phantastik" literarischen Anspruch hat. Das soll nichts Abgehobenes sein, aber es soll den Leser unterhalten und zwar auf intelligente Art. Aber mein Ziel als Schriftsteller ist es nicht, Poe oder einen anderen zu kopieren. Das habe ich schon mal zur Übung gemacht, um herauszufinden, was die Texte von Poe oder anderen so anziehend und faszinierend macht, aber nicht um ein Klon von Poe zu werden. Das fände ich vermessen - es gab nur einen Poe. Ihn im großen Stil zu kopieren fände ich lächerlich.

Was fasziniert Sie persönlich an Gruselgeschichten? Sowohl als Leser als auch als Autor.

Das Spiel mit der Realität, mit der Angst, mit den Worten; die Spannung, die Philosophie in den Texten, das große Rätsel...

Mögen Sie auch andere Genres? Welche?

SF, Fantasy (kenne ich leider zu wenig Gutes). Aber alle Text, die ein phantastisches Element in sich tragen sind prinzipiell für mich interessant.

Was halten Sie von expliziter Gewaltdarstellung, neudeutsch auch Splatter genannt? Wo liegen bei Ihnen die Grenzen des guten Geschmacks?

Wenn es punktuell eingesetzt ist und einen Sinn innerhalb der Story macht, habe ich wenig Bedenken. Aber Gewalt lediglich um der Gewalt willen lehne ich ab - ich will keinen Voyeurismus schüren.

Wieviel Sex darf Ihrer Meinung nach eine Gruselgeschichte enthalten?

Das ist Geschmackssache. Ich neige dazu, wenig Sex in meinen Stories zu haben. Erotik in Gruselgeschichten hingegen, reizt mich mehr.

Wenn man in ihren inzwischen zahlreichen Veröffentlichungen stöbert, finden sich überwiegend Kurzgeschichten, aber kein einziger Roman. Wie kommt das?

Warum hat Edgar Allan Poe keinen einzigen Roman geschrieben? Lovecraft auch nicht! Ich bin der Meinung, dass das wahre Herz der unheimlichen Phantastik in der Kurzgeschichte schlägt. In Romanen wird zu leicht vom eigentlichen Thema, der Angst, der Verstörung, abgeschweift. Es benötigt einen sehr kreativen und disziplinierten Schreiber, um auf Romanlänge ständig das Gefühl des Bedroht-Seins aufrecht zu erhalten und nicht zu verwässern. Und das ist meines Erachtens bislang nur bei einer Handvoll Romanen gelungen.

Was lesen Sie selbst gerne?

Alles was gut ist, seien es interessante Sachbücher oder Belletristik jeglicher Coleur.

Wie sieht es mit anderen Medien aus? Sind Sie ein Kinogänger? Sehen Sie fern? (Wenn ja) Was sind Ihre Favoriten?

Ich liebe das Kino - dabei habe ich ähnliche Favoriten, Phantastik eben. Aber auch ein Action-Kracher wie "Lethal Weapon" oder "Bad Boys" kann mich locken.

Sie betätigen sich ja auch als Literaturkritiker. Auf www.phantastik-news.de finden sich einige Rezensionen von Ihnen. Ist es eher einfach oder schwer, Sie zufriedenzustellen?

Je mehr ich lese, desto schwieriger wird es, dass ich mich selbst in Bezug auf mein Schreiben zufrieden stelle, dementsprechend ist das auch bei meinen Rezensionen. Aber ich zerreiße niemandem - das liegt mir nicht.

Ihnen wurde dieses Jahr der Deutsche Phantastik Preis für die beste Kurzgeschichte verliehen ("Der Schlafgänger", derzeit zu finden in der Anthologie "Grausame Städte".) Was war das für ein Gefühl? Waren Sie überrascht?

Das war ein unglaubliches Gefühl - ich war voller Dankbarkeit. Ich fühle mich sehr geehrt durch die Leser von phantastik.de - in den letzten Jahren saß ich stets bei der Preisverleihung unten im Publikum und wagte niemals daran zu denken, auch nur im entferntesten Winkel meines Hirns, dass ich einmal selbst den Preis würde entgegen nehmen können. Ein tolles Gefühl zu wissen, dass die eigene Arbeit geschätzt wird - man erfährt das ja ansonsten kaum über Leserreaktionen, außer auf Vorlese-Abenden.

Gerüchten zufolge bahnt sich eine Zusammenarbeit mit dem Eldur Verlag an. Können Sie uns dazu Näheres sagen?

Im Moment planen Eldur und ich ein Buch zu veröffentlichen, das sich um das Kern-Thema "Nachts..." drehen wird. Es wäre toll, wenn die Veröffentlichung klappen könnte. Ich freue mich jedenfalls sehr darauf, wieder neue Stories von mir einem größeren Publikum zu präsentieren.

Herr Korb, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 
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