Ein Kleinverlag definiert sich vorwiegend daraus, daß er klein ist, also nur wenige Neuerscheinungen pro Jahr herausbringt. Wobei "klein", "groß" und "wenig" alles relative Begriffe sind. In der Regel kann man sagen, daß Kleinverlage 5-20 Bücher pro Jahr fertigbekommen.
Ein weiteres Kennzeichen eines Kleinverlags ist ferner, daß er nebenberuflich betrieben wird, weil der Betreiber seinen Lebensunterhalt nicht damit bestreiten könnte.
Der Eldur Verlag ist ein solcher Kleinverlag, keine Frage. Wobei wir nicht klein bleiben wollen, aber das ist Zukunftsmusik.
Über diese grundsätzlichen Dinge hinaus gibt es aber noch das sogenannte Kleinverlags-Syndrom. Das ist eine Krankheit, die ihre Ursache darin hat, daß der Kleinverlag klein ist. Wir unterscheiden hier noch zwischen Kleinverlags-Syndrom I und Kleinverlags-Syndrom II.
Kleinverlags-Syndrom I
Das KVS I umfaßt die folgenden Krankheitssymptome:
- Überteuerte Bücher
- Mangelhafte Vertriebsstruktur
- Keine bis kaum Werbung
Das Problem der überteuerten Bücher ist ein genuines bis zirkuläres. Der Kleinverlag besitzt nur wenig Kapital und noch weniger Risikofreudigkeit, daher sind die produzierten Auflagen so klein wie möglich. Nun ist es aber leider so, daß je weniger Bücher man einer Druckerei in Auftrag gibt, diese umso teurer sind.
Bei größeren Verlagen reden wir von mehreren Tausend Büchern pro Titel, und so kommt man bisweilen auf Produktionskosten von einem Euro für einen 700-Seiten-Schinken. Der kann dann auch für 9,80 verkauft werden.
Kleinere Verlage drucken duchschnittlich 200 bis 300 Exemplare pro Titel, was für ein 300-Seiten-Werk mindestens sechs Euro kostet, eher noch mehr. Das Buch muß aber im Laden, wenn man daran verdienen will, mehr als das Doppelte kosten.
Besonders extrem wird es, wenn der Verlag gar keine Auflage druckt, sondern im BoD-Verfahren (Book on Demand, siehe auch entsprechenden Artikel dazu) drucken läßt. Heraus kommen dann jene Taschenbücher, die über 20 Euro kosten und damit unverkäuflich sind.
Von den schlechten Verkäufen entmutigt, wird der Verleger auch einen Teufel tun, seine Auflage zu erhöhen. Ein Teufelskreis.
Mangelhafte Vertriebsstruktur zeigt sich darin, daß das Buch nicht im Buchhandel erhältlich ist. Weder im Buchladen in der Stadt noch bei den Internet-Buchhändlern, von denen Amazon.de der wohl wichtigste ist.
Auch das ist eine Geldfrage, denn um in den Buchhandel zu kommen, muß man in der Regel Verlagsvertreter beschäftigen. Leute, die Buchhandlungen bereisen und den Händlern die Bücher des Verlags anbieten.
Einfacher ist es da schon, bei Amazon.de unterzukommen. Dazu muß man beim Barsortimenter Libri oder KNV gelistet sein, und das ist eigentlich so schwer nicht, sofern man nicht unter schwerem KVS II leidet. Manche Verlage machen es dennoch nicht, weil sie dann ihre Bucher zu 50% des Ladenpreises an die Barsortimenter abgeben müssen, und das verschlechtert die Gewinnmarge vollends ins Unerträgliche.
Ebenfalls ein Problem des Geldes ist Werbung, bzw. das Fehlen selbiger. Wie jedes Kind weiß, ist eine Anzeige nichts, man muß schon mehrere schalten, um wahrgenommen zu werden, und das regelmäßig über einen gewissen Zeitraum. Da kommen ganz schnell Hunderte bis Tausende Euro zusammen, und wenn man sich als Verleger ausrechnet, wieviele Bücher man verkaufen muß, bis DAS Geld wieder reinkommt, läßt man es lieber sein.
Kleinverlags-Syndrom II
Das KVS II umfaßt die folgenden Krankheitssymptome:
- Stümperhaft produzierte Bücher
- Miserabler bis peinlicher Internet-Auftritt
Bedingt dadurch, daß der typische Kleinverleger seinen Beruf nicht in einem Ausbildungsbetrieb gelernt hat und ihn auch nur nebenbei ausübt, ist er häufig nicht in der Lage, Bücher zu produzieren, die auch nur dem geringsten Anspruch an Qualität genügen. Das betrifft zunächst einmal Äußerlichkeiten wie amateurhafte Strichzeichnungen als Titelbild, zerfallende Bindung (oder gar keine Bindung, sondern ein Spiralheft!), unleserliche Klappentexte etc. Aber auch die inneren Werte sind oftmals nicht schöner: Schlechte Autoren und schlechtes Lektorat sind überzufällig häufig.
Auch der miserable Internetauftritt ist Folge der Unprofessionalität. Und wenn jemand sein Geld zusammenhalten muß, kann er auch keinen professionellen Webdesigner beschäftigen. Eventuell kann der Kleinverleger etwas HTML, aber das macht ihn dann noch lange nicht geschmackssicher. Es gibt unzählige Webseiten, die sind so peinlich, daß sie schon wieder einen gewissen Unterhaltungswert haben.
Der Internetauftritt umfaßt übrigens nicht nur die eigene Webseite. Auch fehlende Bilder bei Amazon.de sind etwas, das keinen guten Eindruck hinterläßt.
Und wo ordnen wir uns hier ein?
Tja, wie eingangs schon gesagt, wir sind ein Kleinverlag ...
Aber wir sind stolz darauf, Ihnen mitteilen zu können, daß wir mit Nachdruck daran arbeiten, unsere Kinderkrankheiten zu überwinden!!
Im Einzelnen:
- Überteuerte Bücher haben wir nicht. Wir wollen unsere Produkte verkaufen und wir sind überzeugt davon, daß das nur geht, wenn man etwas risikofreudig ist. Wir drucken daher von unseren Büchern mittelhohe Auflagen und sind so in der Lage, diese zu einem normalen Preis anzubieten.
- Mangelhafte Vertriebsstruktur wollen wir auch nicht. Wir wollen unsere Produkte verkaufen und beschäftigen Verlagsvertreter. Bei Amazon.de und den Barsortimentern sind wir sowieso gelistet.
- Keine bis kaum Werbung? Ein empfindlicher Punkt, denn hier kann man beliebig viel Geld versenken und der Erfolg ist schwer meßbar. Aber wir schalten brav und fleißig Anzeigen, wo sie im Rahmen des Bezahlbaren liegen. Vielleicht sind sie sogar schon mal auf eine gestoßen.
- Stümperhaft produzierte Bücher sind für uns ein rotes Tuch. Wir wollen unsere Produkte verkaufen und sind außerdem Perfektionisten. Zwar ist bei den Büchern, die wir bisher produziert haben, nicht wenig schiefgelaufen, aber wahrscheinlich macht uns das weit mehr Kopfzerbrechen, als Sie davon je bemerken werden.
- Ob unser Internet-Auftritt miserabel ist oder gar peinlich, müssen Sie selbst entscheiden. Sie haben ihn gerade vor sich.
Nachbemerkung
Wir wollen hiermit keineswegs unsere engagierten und fleißigen Kollegen von der Kleinverlagsfront kompromittieren. Ohne sie würden zahlreiche gute Bücher nie verlegt und zahlreiche gute Autoren nie veröffentlicht. Aber die meisten Leser haben das KSV I und II sowieso schon live erlebt und sich entsprechend davon distanziert, jemals Kleinverlagsprodukte zu erwerben. Was also sollte es bringen, so zu tun, als sei das ein nicht existentes Phänomen?
Der Sinn dieses Artikels ist vielmehr, das Phänomen zu begründen, Verständnis zu wecken und zugleich zu betonen, daß diese Probleme nicht unvermeidlich sind; daß es Kleinverlage gibt, die sich redlich bemühen und es auch schaffen, GUTE BÜCHER herauszubringen. Und das trotz aller Widrigkeiten.
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