Vor Druckkostenzuschussverlagen wird gewarnt
Verfasst von Peter J. Dobrovka
Datum: 03.August 2004
 
Letzte Aktualisierung: 23.03.2006

Ja, ja, da haben Sie als Autor nach langer Müh' Ihr Erstlingswerk fertig geschrieben, alle Freunde und Bekannte finden es super und vorhersagen Ihnen eine große Karriere, aber dennoch kommen von den Verlagen nur Absagen. Sie versuchen es dann bei den kleineren (wie uns), aber auch die wollen Ihre Schwarte nicht haben. Das ist frustrierend, nicht wahr? - Doch halt, da ist einer dabei, der ist ganz begeistert und will sich IhresMeisterwerks annehmen! Sie sind vor Freude ganz aus dem Häuschen. endlich hat jemand Ihr Talent erkannt!
Jedoch, da gibt es noch eine Kleinigkeit: Vorher müssen Sie zahlen.

Ein kleines Stirnrunzeln ist angebracht, in der Tat. Sie dachten immer, daß Sie als Autor für Ihr Werk ein Honorar bekommen oder Prozente oder sowas. Aber zahlen?
Ihre Bedenken werden allerdings im Nu zerstreut: Daß ein Autor für die Veröffentlichung seines Werkes eine Kleinigkeit hinzuzahlen muß, sei absolut normal und üblich, bekommen Sie zu hören. Man wird Ihnen erzählen, daß auch Goethe und Schiller und wasweißichwer ihre Veröffentlichungen finanziell mitgetragen haben. Denn einen unbekannten Autor zu verlegen sei mit immensen finanziellen Einlagen und damit Risiken verbunden. Mehrere zigtausend Euro müsse ein Verlag von heute für ein Buch investieren, da sei es nur fair, wenn der Autor einen Beitrag von nur wenigen Tausend Euro zur Risikoverringerung leiste. Das nennt sich Druckkostenzuschuß, und wie gesagt, das sei völlig normal.
Sie mögen nun ein wenig schlucken. Tausende von Euro sind nichts, was man mal so eben aus der Portokasse nimmt. Doch flugs wird Ihnen vorgerechnet werden, daß Ihnen natürlich ein Autorenhonorar pro verkauftem Buch zusteht, und ab dem soundsovielten Buch haben Sie nicht nur Ihr Geld wieder, nein, Sie verdienen auch noch kräftig. Schließlich gehe es im Verlagsgeschäft darum, Bücher zu verkaufen und Geld zu verdienen. Sie mögen den Druckkostenzuschuss als Einlage betrachten, die Ihnen mit Zins und Zinseszins wieder vergolten werden wird. Denn Ihr Buch - erwähnten wir das schon? - ist ja wirklich sowas von gut, das muß sich einfach gut verkaufen.
Wenn es so gut ist, warum wollten Bastei, Heyne und Blanvalet es dann nicht haben, werden Sie sich fragen. Aber auch darauf hat man eine Antwort: Die großen Publikumsverlage verlegten grundsätzlich keine Neulinge. Das sei alles ein Filz, wo man einander kennen müsse und alles sei auf Jahrzehnte im Voraus verplant. Mit anderen Worten: Nicht Sie als Autor tragen die Schuld an den Ablehnungen, weil Sie vielleicht schlecht schreiben oder noch nicht hartnäckig genug versucht haben, den Fuß in die Tür zu bekommen, nein, das "System" ist schuld. Das System, das Leute wie sie nicht hoch kommen läßt. Daß Sie immer mal wieder von Leuten lesen, die für ihr Erstlingswerk richtig ordentlich Geld bekommen haben, sind natürlich alles nur von der Buchmafia gestreute Gerüchte.
Obendrein legt Ihr Verlag vielleicht noch ein paar Extras drauf wie Lesungen Ihres Werkes auf der Buchmesse und anderen illustren Orten und kokettiert damit, daß er auch in den USA vertreten ist.

Das klingt alles toll, oder?

Ist es aber nicht. Es ist alles erstunken und erlogen.

Lassen Sie sich um Himmels Willen bitte nicht verarschen!

Es gibt eine Art der Veröffentlichung, da ist der Druckkostenzuschuß tatsächlich üblich, und das ist die wissenschaftliche Publikation. Doktorarbeiten, wissenschaftliche Artikel in Fachzeitschriften, etc. Sie verstehen? Im Bereich der Belletristik ist das NICHT üblich. Verlagen gegenüber, die von Autoren für ihre Romane, Kurzgeschichten, Gedichte oder auch Sachbücher Druckkostenzuschüsse verlangen, ist allerhöchste Skepsis und Vorsicht angebracht. Von solchen Verlagen distanzieren wir uns entschieden, und wir können Ihnen als Autor auch nicht raten, sich mit Ihnen einzulassen. Sie sehen in den allermeisten Fällen weder jemals ihr Geld wieder, noch erfährt Ihr Werk die Verbreitung, die Sie sich von der Veröffentlichung erhofft haben.

Kennen Sie noch die Sendung "Vorsicht Falle: Nepper, Schlepper, Bauernfänger" mit Eduard Zimmermann? In nachgestellten Spielszenen wurden dort Methoden von Trickbetrügern vorgestellt, um die Nation vor selbigen zu warnen. Sehr häufig ging es darum, wie Scheinfirmen Arbeitslose mit Jobangeboten köderten, diese jedoch zunächst mal viele Tausend DM in Arbeitsmaterial investieren sollten, und wenn sie das getan hatten, stellte sich heraus, daß man mit der Arbeit gar kein Geld verdienen konnte, weil es irgendein Schwachsinn war wie die Löcher von Plastiktüten stopfen oder Ähnliches. Und wer daraufhin versuchte, die Gerichte zu bemühen und sein Geld wiederzubekommen, wurde kalt abgewiesen, denn es gab ja korrekte Verträge, ein Betrug war nicht nachweisbar. Und was man so alles am Telefon oder beim Kaffee versprochen bekommen hatte, wurde selbstverständlich abgestritten.
Ja, ja. Wenn es diese nette Fernsehsendung heute noch gäbe, würden die sogenannten Druckkostenzuschuss-Verlage mit Sicherheit auch einmal darin thematisiert werden, denn die Maschen ähneln sich frappierend:
  • Überhöhte Versprechungen und falsche Tatsachenbehauptungen, die nicht schriftlich dokumentiert werden.
  • Sie sollen erst mal zahlen, bevor Sie Geld verdienen können.
  • Sie verdienen nicht nur nichts, Sie sehen auch Ihr eingezahltes Geld nie wieder.
  • Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Manch einer wird einwenden, daß die Druckkostenzuschuß-Verlage ja durchaus im Buchhandel präsent sind, gelegentlich in Rezensionen besprochen werden und tatsächlich Lesungen für ihre Autoren organisieren. Der Anschein, daß man sich redlich darum bemüht, Ihr Buch tatsächlich zu verkaufen, ist gegeben.
Leider ist das in der Regel nur Show.

Wissen Sie, ein richtiger Verlag funktioniert so: Er produziert und verkauft Bücher. Damit sich das rentiert, muß er pro Titel möglichst viele Bücher verkaufen, und damit das passiert, müssen die Bücher gut sein. Und damit die Bücher gut sind, müssen sie nicht nur gut aussehen (Bindung, Cover), auch der Inhalt muß überzeugen. Und für gute Inhalte braucht man Autoren, die gut schreiben können. Und sowohl der gute Autor als auch der Druck des Buches in der Druckerei kosten Geld. Der Verlag muß in Vorleistung gehen, um die Bücher, die er verkaufen will, erst mal herzustellen. Wenn er die Bücher dann nicht verkaufen kann, ist das eine Katastrophe. Zuviele solcher Titel, und der Betrieb kann Insolvenz anmelden. Der Verlag trägt somit ein Risiko.

Der typische Druckkostenzuschußverlag dagegen trägt kein Risiko. Sie als Autor zahlen nicht nur einen Anteil der Druckkosten, Sie zahlen die kompletten Druckkosten und noch viel mehr. Wenn Sie das Geld auf den Tisch gelegt haben, hat der DKZV bereits mehr an Ihrer Gutgläubigkeit verdient als ein richtiger Verlag es mit Ihrem Buch je könnte. Natürlich kann der DKZV nochmal verdienen, indem er die produzierten Bücher verkauft, und er bietet sie auch auf seiner Webseite und vielleicht bei Amazon zum Verkauf an. Aber sie werden sich sehr wahrscheinlich nicht verkaufen, weil der Verlag keinen Finger dafür rührt. Wozu auch? Wozu sich mit der Schwerstarbeit des Bücherverkaufens herumplagen, wenn man mit demselben Aufwand stattdessen drei weitere Autoren wie Sie abzocken kann?
Auch unter den Druckkostenzuschuss-Verlagen gibt es dann noch mal schwarze Schafe. Die drucken nur ein einziges Exemplar Ihres Buches, nämlich das, welches Ihnen laut Autorenvertrag als Freiexemplar zusteht. Die vor Gericht zu bringen ist sehr einfach und auch schon oft geschehen. Aber das ist nicht der Regelfall.

Wenn ich von "richtigen Verlagen" spreche und sie den Druckkostenzuschuss-Verlagen gegenüberstelle, so geschieht dies deswegen, weil das Wort "Verlag" von "vorlegen" stammt, was bedeutet, daß ein Verlag dem Autor das Geld bzw. die Mittel zur Buchveröffentlichung vorstreckt. Genau das tun aber Druckkostenzuschuss-Verlage per definitionem nicht, weshalb sie - so gesehen - keine Verlage sind. Das Autorenhaus nennt sie im Jahrbuch für Autoren 2006 "Pseudoverlage". Sehr passend. Die Frank fu rter Verlagsgruppe, ein Verband von Druckkostenzuschuß-Verlagen, hat gegen das Autorenhaus u.a. deswegen prozessiert aber gottseidank verloren. Ein großer Sieg für die Meinungsfreiheit.

Zum Thema Prozessieren und Meinungsfreiheit: Die Größenordnung von ein paar Tausend Euro pro Autor sollte deutlich machen, daß es hier um viel Geld geht. Um ganz entsetzlich viel Geld. Deswegen sind kritische Artikel wie diese den Druckkostenzuschuß-Verlagen ein Dorn im Auge, und die großen unter ihnen, die viel Kapital haben, schöpfen alle legalen und leider manchmal einige illegale Möglichkeiten aus, die Urheber solcher Artikel durch gesalzene Abmahnungen und Unterlassungsklagen mundtot zu machen. Autoren, die einmal mit solchen DKZVs zu tun hatten, werden verleumdet und mit Schmutzkampagnen überzogen, wenn sie sich öffentlich von ihrem Fehler distanzieren wollen.

Der Fairneß halber will ich nicht unerwähnt lassen, daß seriöse Druckkostenzuschuss-Verlage kein Widerspruch in sich sind. Man kann den DKZV nämlich auch als Dienstleister betrachten, der dem Autor seine Ressourcen zur Verfügung stellt: Lektorat, Buchproduktion, Vertrieb, Marketing - und last but not least auch seinen (hoffentlich) guten Namen.
Wir haben freie Marktwirtschaft, es gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Wenn ein Buchverlag an Ihnen als Autor Interesse hat, weil Sie gut schreiben können, und man sich von Ihnen den nächsten Bestseller verspricht, dann ist es klar, daß Sie ein Honorar bekommen. Wollen jedoch Sie unbedingt ihren Text veröffentlicht sehen, dann zahlen Sie gefälligst auch für die Erfüllung Ihres Wunsches. In diese Richtung geht ja Book on Demand, das sehr vielen kleineren Zuschußverlagen das Wasser abgegraben hat. Aber wie ein schönes Sprichwort sagt: "Jeden Tag steht ein Idiot auf." In diesem Fall ist das Wort "Idiot" zu ersetzen durch "veröffentlichungsgeiler Autor".

Damit kommen wir zu einem für Sie als Autor vielleicht etwas unangenehmen Teil: Zum Betrug gehören immer ein Betrüger und einer, der sich bereitwillig übers Ohr hauen läßt. Zwar wird jeder normale Mensch erst mal stutzig, wenn jemand sein Geld haben will, aber der Wunsch, veröffentlicht zu werden, sitzt bei den meisten Autoren so tief, daß nach schon nach ein zwei Schmeicheleien jegliche Vernunft abhanden kommt.
Das Problem mit Büchern aus Zuschussverlagen ist das gleiche wie bei Book on Demand: Es gibt keine Qualitätskontrolle. Wer zahlt, wird verlegt, egal was er für Scheiße geschrieben hat. Es gibt einige DKZVs, die das bestreiten, aber nach einigen Stichproben fehlt mir da der Glaube. Das überwiegende Programm von Zuschußverlagen, wie ich es kenne, besteht aus Büchern, die nicht einfach nur schlecht sondern richtiggehend katastrophal sind. Auch wenn es für Sie als Autor grauenvoll ist, es hören zu müssen: Wenn ein richtiger Verlag Sie nicht haben will und Sie sich mit einem DKZV begnügen müssen, dann ist das meist deswegen so, weil Sie für einen richtigen Verlag nicht gut genug sind. Beweisen Sie menschliche Größe und gestehen Sie sich das ein. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Gute Autoren arbeiten ein Leben lang daran, ihre Schreibe zu verbessern. - Oder gestehen Sie es sich nicht ein und zahlen für Ihre Veröffentlichung. Bedenken Sie allerdings, daß das später im Lebenslauf keine Referenz darstellt. Sie haben damit kein Buch geschrieben, das überzeugt hat, Sie haben lediglich für eine Dienstleistung bezahlt, was jeder Idiot tun kann, der Geld hat.
Meine Güte, im Gespräch mit einem DKZV-Inhaber hat der mir mal erzählt, daß er so manchen Kunden an die Frankf. Verlagsgruppe verloren hat, weil er nicht teuer genug war, der Preis für den Autor aber ein Qualitätsmerkmal darstellte. In der Tat, jeden Tag steht ein Idiot auf, er muß nur noch den Weg in deine Firma finden.

Nun will ich nicht ausschließen, daß es Zuschußverlage geben könnte, denen es wirklich um die Vermarktung Ihrer Bücher geht, die nur einen Zuschuß verlangen und nicht das Vielfache der Produktionskosten. Dazu muß ich jedoch anmerken, daß mir solche Praktiken nicht aus der Praxis bekannt sind. Ich denke nicht, daß die gegensätzlichen Konzepte richtiger Verlage und von Pseudoverlagen unter einen Hut zu bringen sind. Wenn ein Verlag gute Bücher macht, die sich verkaufen lassen, braucht er eigentlich keinen Druckkostenzuschuß vom Autor und wenn sich der Verlag den Druck bezahlen läßt, fehlt die Motivation, verkäufliche Bücher zu produzieren. Ich bin aber immer bereit, meine Meinung zu revidieren, wenn mir ein Autor von guten Erfahrungen berichten kann. - Damit meine ich aber nicht solche Fälle wie den einer Freundin von mir, die 2004 bei "Mein Buch" in Hamburg für ca. 4000 Euro ihre mittelmäßigen Kurzgeschichten untergebracht hat. Als das Buch noch frisch war, war sie hochzufrieden und euphorisch, obwohl sie deswegen ihr Auto verkaufen mußte, und plante schon ihre zweite Veröffentlichung. Dennoch will ich das irgendwie nicht so recht als "gute Erfahrung" gelten lassen. Das Buch ist nicht mal bei Amazon registriert.

Manchmal frage ich mich, ob ich aus den vielen schlechten Manuskripten, die mir jeden Tag auf den Tisch kommen, für den Eldur Verlag nicht auch etwas Kapital nach DKZV-Art schlagen sollte. Ich könnte ein zweites Label eröffnen ("Zuschuss-Verlag Aachen" wäre doch ein netter Name, hehe) und allen Autoren, die für das Eldur Label nicht gut genug sind, könnte ich anbieten, für einen kleinen Druckkostenzuschuß im Zuschuß-Verlag groß rauszukommen. Leider fehlt mir durch einen Geburtsfehler die Eigenschaft, Leute anzulügen, und ich glaube, ein DZKV, der ehrlich ist und seine Kunden darüber aufklärt, daß sie wenig Chancen haben, ihr Geld wiederzusehen, und ihr Buch sich wahrscheinlich nur schlecht verkaufen wird, weil es schlecht ist, könnte nicht existieren.
Aber ich behalte mir vor, das noch auszuprobieren. Was könnte ich schließlich dadurch verlieren? Ich glaub, das mache ich mal bei Gelegenheit. Muß nur aufpassen, daß niemand die beiden Marken miteinander in Verbindung bringt.

Manche DKZV sind nicht sofort als solche zu erkennen, es steht zwar fast immer auf ihrer Webseite, ob was zu zahlen ist, aber eben nur fast immer und nicht immer. Und in manchen Fällen beteiligt der DKZV Sie nicht an den "Produktionskosten", dafür sollen Sie für andere Sachen zahlen, z.B. für das Lektorat. - Das Endergebnis ist dasselbe, man hat Ihr Geld. Wenn ein richtiger Verlag an Ihrem Werk interessiert ist, dann ist das Lektorat Sache des Verlages!

Ein recht typisches Erkennungsmerkmal eines DKZV ist der Spruch "Autoren gesucht" auf der verlagseigenen Webseite. So typisch wie die drei tätowierten Punkte zwischen Daumen und Zeigefinger bei Knackis. Richtige Verlage suchen keine Autoren auf diese Weise, sie werden zur Genüge mit unverlangten Manuskripten zugedröhnt und kommen mit dem Schreiben von Absagen kaum hinterher.

So, der Artikel ist in seiner bisher dritten Version ziemlich lang geworden. Danke, daß Sie bis hierher durchgehalten haben. Wünsche noch einen schönen Tag. Sollten auch Sie zuviel Geld haben, besuchen Sie bitte unseren Online-Shop. Unsere Bücher machen vielleicht nicht euphorisch, aber dafür sind sie unterhaltsam.
 
Zum vorhergehenden Artikel
Zum nächsten Artikel